Handball

Warum Torwartlegende Florian Linder vom TV Brenz in Bergenweiler ins Wasser stieg

Jetzt ist es aus! Florian Linder ist eines der Gesichter der erfolgreichsten Ära der Handballer des TV Brenz. Warum seine sportliche Geschichte auch eine extrem romantische ist, und welche entscheidende Rolle sein Sohn Hannes beim Fotoshooting mit der Heidenheimer Zeitung hatte:

Taschentücher raus, jetzt wird’s romantisch: Florian Linder wechselte 2011 vom TSV Wittislingen zum TV Brenz. Zunächst einmal ein normaler sportlicher Akt. Trainer Richard Moser hatte den Torwart ausgeguckt, als dieser mit seinem Heimatverein ein Freundschaftsspiel gegen die zweite Mannschaft des TV Brenz bestritt. „Es hat ihm scheinbar ganz gut gefallen, was er da gesehen hat“, erinnert sich Linder – und schmunzelt.

Es ist auf jeden Fall ein gutes Kampfgewicht.

Florian Linder scherzt über sein Körpergewicht von knapp 130 Kilogramm

Natürlich konnte Trainerfuchs Moser da nicht widerstehen: Florian Linder ist 1,95 Meter groß, wiegt aktuell knapp 130 Kilogramm, trägt Schuhgröße 47. „Es ist auf jeden Fall ein gutes Kampfgewicht. Die Gegenspieler haben da schon Respekt vor der Statur. Ich bin nicht der Typ, der zurückzieht“, sagt er, nicht ganz so romantisch – und lacht.

Der gebürtige Bayer fiel allerdings noch jemandem auf. Bei seinem ersten Heimspiel für die Brenzer lernte er seine Frau kennen. Das Datum hat er natürlich noch im Kopf (19. November 2011). Im Jahr 2020 haben Katja und Florian Linder in Bergenweiler ein Haus gebaut, hier fühlen sie sich mit Sohn Hannes (8) und Tochter Eva (3) pudelwohl. Um auch mehr Zeit für seine Familie zu haben, hat Florian Linder am Ende der abgelaufenen Saison seine Karriere beendet. Beim Fotoshooting mit der HZ am Wasserspielplatz in Bergenweiler war zufällig auch Sohn Hannes dabei. Der Achtjährige übernahm spontan eine wichtige Rolle: Während es für Papa fürs Foto – auf Vorschlag der HZ – in Badehose ins Wasser ging, warf Hannes immer wieder einen Handball vor seinen Vater, um die nötigen Wasserspritzer für das Foto zu erzeugen. So schließt sich also der Kreis.

Ganz ohne Tor: Florian Linder beim Bälle fangen auf einem Floß. Foto: Rudi Penk

Hannes Linder hat viele Interessen, darunter ist auch das Handballspielen. Trainiert wird er von Papa Florian, der ab der kommenden Saison die E-Jugend der SG Brenztal übernimmt. Florian Linder freut sich schon „auf meinen Job im Ruhestand“, wie er es ausdrückt. Hier wiederum schließt sich kein Kreis, dafür wird aber eine Linie fortgeführt. Denn Florian Linder wurde einst auch von seinem Vater trainiert, Erwin Linder. „Mein Papa war auch schon Torwart. Ich habe ihn dann zum TV Brenz rübergeholt“, erzählt Florian Linder. In seiner ersten Saison gab’s beim TVB nämlich keinen Torwarttrainer, Erwin Linder kam 2012 und blieb bis 2020. „Das war ganz cool, gemeinsam in Brenz zu sein“, sagt Florian Linder.

Einige Mannschaften haben uns um unsere Fans beneidet.

Torhüter Florian Linder über die Hochphase des TV Brenz

Überhaupt gerät der 33-Jährige ins Schwärmen, wenn er über seine Zeit beim TV Brenz spricht. Es war die erfolgreichste Ära des kleinen Vereins, der es bis in die Landesliga geschafft hatte. Nach einer gewissen Eingewöhnungszeit (Umstellung auf Harz, zwei Klassen höher), entwickelte sich Florian Linder zu einem Leistungsträger. Was ihn besonders begeistert hat, waren aber die Zuschauer. „Für mich waren sie der ausschlaggebende Grund. Als ich in der Halle war, dachte ich: Boah, das ist geil, da Handball zu spielen. Es hat einfach schon Spaß gemacht, zuzuschauen. Dann kam mir der Gedanke: Das muss noch viel cooler sein, wenn du unten im Tor stehst und die entscheidenden Bälle hältst.“ Kaum ausgesprochen, muss Linder auch schon lachen. „Als 21-Jähriger vor 500 Zuschauern. Das war schon eine andere Bühne“, schiebt er nach. „Einige Mannschaften haben uns um unsere Fans beneidet.“

Hoch die Hände, Wochenende? Florian Linder bei einer Parade im Februar 2012. Foto: Oliver Vogel

Florian Linder erinnert sich an drei Trainingseinheiten pro Woche (dazu einmal Fitnesstraining) und an zwar längere, aber schöne Auswärtsfahrten nach Feldkirch und Lustenau. Im Bus mit den Fans. In der Saison 2012/13 mussten die Brenzer absteigen, schafften es aber in der Saison 2015/16 noch einmal zurück in die Landesliga.

Auch dank Torhüter Florian Linder, der zwar auch Angebote von anderen Vereinen bekam, sich zum einen aber beim TVB immer sehr wohlgefühlt hat und zum anderen aus beruflichen Gründen einem Wechsel abgeneigt war. Denn von 2013 bis 2016 machte er seinen Betriebswirt bei der AOK. „Das war mit längeren Abwesenheiten verbunden, die Schulungen waren bei Nürnberg“, erklärt er.

Ein Bombenmensch.

Trainer Richard Moser über seinen ehemaligen Torhüter Florian Linder

Sein ehemaliger Trainer, nach seinem ehemaligen Torhüter gefragt, gerät ins Schwärmen: „Ein Bombenmensch“, sagt Richard Moser über Florian Linder. „Ich kenne wenige Menschen, die ein ähnliches Profil haben für einen super Menschen.“ Linder sei für seine Mitspieler immer da gewesen, sei freundlich und loyal. Aber, und da erlaubt sich Moser dann doch einen Scherz: „Er ist nicht nur groß und kuschelig.“

Oktober 2016: Florian Linder mit Sportbrille. Foto: Rudi Weber

Was der Coach der ab der kommenden Saison als SG Brenztal auflaufenden Handballer des TV Brenz und der TSG Giengen meint, wird deutlich, wenn man Florian Linder sich selbst charakterisieren lässt. Zum einen sieht sich der Keeper als Ruhepol. „Ich habe in die Kabine eine gewisse Gelassenheit mit reingebracht“, sagt er. Und auf dem Feld? „Da bin ich eher wie ein Vulkan“, fügt er an – und lacht. „Da kann ich das ein oder andere Mal auch impulsiv sein.“ Doch muss man das als Torhüter nicht auch sein, ein bisschen verrückt?

Da bin ich eher wie ein Vulkan.

Florian Linder über Spiele als Torhüter

Florian Linder bejaht das mit einer Erklärung: „Man darf keine Angst vor dem Ball haben. Die besten Spiele sind die, wenn du beim Aufwärmen direkt den ersten Ball auf den Kopf bekommst, weil du nicht konzentriert bist. Dann bist du gleich voll da und wach.“ Und wieder muss er lachen. „Wichtig ist die Körperspannung. Sobald ein Ball unerwartet kommt und dich erwischt, dann merkst du es im Nacken.“

Florian Linder verletzt sich beim Schlittenfahren mit Sohn Hannes

Von größeren Verletzungen blieb Linder so gut wie verschont. Seiner Katja habe er versprochen aufzuhören, bevor ihm etwas Größeres passiert, sagt er, um dann doch von einer zu berichten. Anfang 2021 zog er sich einen Patellasehnenabriss im rechten Knie zu. Da sei es unklar gewesen, ob es mit dem Handball weitergeht. Allerdings erlitt er die Verletzung nicht beim Handball, sondern beim Schlittenfahren mit Sohn Hannes. „Ich bin mit meinem Fuß hängen geblieben“, erinnert er sich. Und Sohn Hannes ergänzt: „Papa war tapfer.“ Dieser wiederum scherzt: „Damals haben wir der Feuerwehr Bergenweiler den ersten Einsatz des Jahres beschert, weil ich nicht aufstehen konnte. Die haben schon eine ordentliche Trage gebraucht“, sagt Florian Linder mit einem breiten Grinsen.

Der Torhüter und sein Spielgerät: Florian Linder im Grünen. Foto: Rudi Penk

Er kehrte noch einmal zwischen die Pfosten beim TV Brenz zurück und machte vor allem wegen des mannschaftlichen Zusammenhalts so lange weiter. „Die Jungs sind super, das hat einfach gepasst“, sagt er.

Doch irgendwann ist immer Schluss. Und so fand sich der Keeper im Wasser des Wasserspielplatzes Bergenweiler wieder. „Das passt. Es hat mir sehr gefallen“, sagt er über das spezielle Fotoshooting und fügt lachend, na klar, an: „Ich bin ja für jeden Quatsch zu haben.“

Bürohengst packt beim Hausbau mit an

Neben Handball hat Florian Linder auch andere Interessen wie Schwimmen oder Fahrradfahren. Und er packte beim Hausbau kräftig mit an. Sich selbst bezeichnet der 33-Jährige als Bürohengst. Aber: „Mir fällt es leicht, neue Dinge auszuprobieren“, so Florian Linder, der sich beim Thema Hausbau vieles selbst beigebracht habe. So legte er den Garten an, pflasterte den Hof und baute den Dachboden für das Zimmer seines Sohnes Hannes aus.

Bei der SG Brenztal (Spielgemeinschaft aus dem TV Brenz und der TSG Giengen) werden die Nachfolger von Florian Linder in große Fußstapfen treten müssen. Er selbst ist aber guter Dinge und hebt vor allem seinen Torwartpartner Paul Wiedemann hervor. „Er hat sich super entwickelt. Jetzt dürfen die jungen Wilden in der neuen SG ran.“

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